Blaufränkisch Ultra #bfUltra

Irgendwann Anfang dieses Jahres erzählte ich meinem Kollegen Christian etwas vom „Marathon du Medoc“, bei dem es durch viele Weingüter geht und man an den Verpflegungstellen Wein ausgeschenkt bekommt. Na gut, dachte sich der liebe Kollege, Wein gibt es in meiner Heimat, dem Burgenland, auch. Und Straßen auch. Und was würde sich besser eignen, als die „Tage der offenen Kellertür“. Na gut, es ist etwas weiter als Marathon. Aber wen stört das schon. Und schon begann der Kollege mit den Planungen. Und nach kurzer Zeit stand eine 75 km Runde, auf der 31 Weinverkostungen zu erleben waren. Und ehe man sich versieht, ist es Mitte Juli, und man sitzt mit 2 anderen Verrückten an der Bushaltestelle am Bahnhof Deutschkreutz um 5:00 Uhr in der Früh und macht sich auf den Weg.
#bfUltra
Die Bedingungen waren perfekt, nicht zu warm, nicht zu kalt, kaum Wind. Was will man mehr. Und so verliefen die ersten 18 km bis zur ersten Weinkost sehr gut. Wir drei fanden einen super Rhythmus und wir trafen weit vor unserem Zeitplan ein beim Weingut Prickler. Die organisierte Flasche war leider nicht bereit gestellt aber nachdem wir etwas ratlos im Hof herum standen entdeckte uns der Chef und schenkte uns den ersten Blaufränkisch des Tages ein. Um 7:30 Uhr. Das wird ein toller Tag. Und für uns gings weiter. 5 km bis zum Weingut Pfneisl, wo auch wieder die versprochene Flasche nicht bereit gestellt war. Offiziell begann das Rotweinfestival nämlich erst um 11:00. Zum Glück hatte Christian auch hier einen Plan B in der Hinterhand. Seine Schwester wurde von uns als Versorgungsfahrzeug beansprucht, Pia herzlichen Dank dafür, und in ihrem Kofferraum wartete eine bereits vorher organisierte Flasche des Weingutes. Und so machten wir uns gestärkt auf die nächsten 15 km zum dritten Winzer und Richtung Marathon-Marke auf. Beim Weingut Strass in Draßmarkt erwartete uns Pia ein weiteres mal. Es war dann schon Betrieb und wir mussten nicht auf den Plan B zurückgreifen sondern wir bekamen wieder einen offiziellen Blaufränkisch eingeschenkt. Mit knapp 13 km wartete dann das letzte längere Stück ohne Weinkost auf uns. Noch dazu teilweise auf einer stark befahrenen Bundesstraße. Weniger schön. Aber wir ließen uns die Laune nicht vermiesen. Und rannten weiter. Aber vor dem nächsten Wein gab es noch einen kleinen Zwischenstopp bei Christians Tante, wir machten uns etwas frisch und der vierte Winzer auf unserer Liste, das Weigut Wolf in Raiding, wurde angesteuert. Hier war dann schon ein bisschen was los, und wir musten zum ersten mal unsere Geschichte erzählen. Das ging in etwa so:

Naa, wir sind net mit dem Radl da.
Ja, alle Winzer zu Fuß. 75 km ca. wird die Runde schon werden.
Naja, a bissl verrückt sein hilft bei sowas schon.

Diese Konversationen sollten sich an diesem Tag noch viele Male wiederholen. 😀
Für uns wurde es jetzt jedenfalls langsam ernst. Die Wege zwischen den Winzern wurden kürzer und damit stieg auch die Blaufränkisch Frequenz. In Raiding noch ein Winzer, das Weingut Schumitsch-Stocker. Und weiter gings nach Horitschon, einem Ort, der dem Blaufränkisch besonders verbunden ist. SO stands zumindest am Ortseingang geschrieben.
#bfUltra
Na da werden wir uns ja wohlfühlen. Zwei Weinbauern gab es hier zu verkosten, zum einen das Rotweingut Amminger und das Weingut Iby-Lehner. Beide wurden quasi in Rekordzeit abgehandelt. Und weiter führte uns unsere Route nach Neckenmarkt. Dort gab es bei den Weingütern Wellanschitz und Juliana Wieder einen Blaufränkisch (Überraschung) namens Fahnenschwinger. Sehr zu empfehlen auf jeden Fall. Und auch bei der Familie Hufnagel und beim Weingut Draxler wurden wir ausgezeichnet mit köstlichen Tropfen versorgt. Beim Weingut Draxler sogar mit Bio-Wein, den sie schon seit 10 Jahren anbauen. Dort waren auch noch ein paar andere lustige Gesellen einer Vinothek, die ihren Wochen-?, Monats-? Jahresvorrat? direkt mit dem Hubwagen zum Ausgang fuhren. Zum Glück kam es auf der abschüssigen Hofeinfahrt nicht zu einem Unglück. Wir hatten nämlich das Gefühl, da könnte Alkohol im Spiel gewesen sein. Vor uns lag nun die letzte etwas längere Etappe mit 3,3 km bis in den Ortsteil Girm, der schon zu unserem Zielort Deutschkreutz gehört. Das war auch gut so. Laufen war jetzt schon einigermaßen zaach. Kleinste Steigungen wurden nun schon gewandert und die Haxen schmerzten schon etwas. Zeit für etwas Betäubung. Zum Glück startete nun die säuferische Herausforderung. Beim Weingut Bernhard Artner wurden wir jedenfalls schon von Johannes‘ Familie einschließlich Freundin begrüßt. Die sollten uns auch noch etwas begleiten für den Rest des Tages. Also schnell geschwazt, ein Kostglas Wein verkostet und weiter, nur über die Straße zum Weinbau Weber. Meine beiden Begleiter wurden nun öfter erkannt, sie sind ja Deutschkreutzer, und mussten deswegen unsere Geschichte des öfteren erzählen. Die ungläubigen Blicke, die sich uns boten waren jedesmal köstlich. Nach dem nächsten Weingut J. Heinrich erwartete uns noch eine kleine Bergwertung, die Belohnung die wir erhielten war aber dafür umso besser. Beim Weingut K+K Kirnbauer gab es nicht nur hübsche Architektur zu bestaunen, uns wurde auch der beste Wein des Tages serviert. So gestärkt ging es weiter zur Deutschkreutzer Weinmanufaktur, bei der uns eine böse Falle erwartete. Irgend jemand hatte Liegestühle aufgestellt. Bei km 70. Was für eine Frechheit. Aber wir blieben stark, tranken unser 1/16erl im Stehen und liefen zurück in den Ortskern von Deutschkreutz. 16 Winzer hatten wir zu diesem Zeitpunkt nun erledigt. 15 warteten noch auf uns. Der erste davon der Josef Igler und danach gleich das Weingut Gager, mit einem sehr netten Blick auf den Weinkeller. Im Anschluss dann das Weingut Reinfeld, das zu unserer Überraschung gar nicht mehr existierte. Wein gabs aber für uns trotzdem. So langsam verschwimmen hier meine Erinnerungen dann auch ein wenig. Zum Glück waren meine beiden Begleiter ortskundig und so wurden weitere Weingüter „abgearbeitet“. Namentlich, die Familie Wiedeschitz, deren Namen ich nicht mehr ordentlich twittern konnte, 300m weiter, das Weingut Gesellmann, das ich nicht einmal betrat, weil ich, während sich Johannes und Christian um den Wein kümmerten, ein paar Groupies unsere Geschichte ausführlicher erzählen musste 😉 Nr. 21 war das Weingut Ernst, auch nur 350m weiter entfernt, und sogar noch unter 100m das Weingut Kovacs. Hier bekamen wir dann einmal 1/8 serviert, denn der Chef des Hauses hatte den Artikel in der Bezirkszeitung ganz genau gelesen, der über uns erschienen war. In dem stand nämlich fälschlicherweise, das wir versuchen würden 1/8 erln zu verkosten. Was aus heutiger Sicht ganz unmöglich erscheint. Die nächsten drei Kandidaten waren dann jeweils wieder ca. 1 km auseinander, was uns tatsächlich in den Laufschritt verfallen ließ. Erstaunlicherweise zeigte die Uhr 6 min/km und sogar teilweise etwas schneller. Die Sache mit der Betäubung scheint also zu funktionieren. Und so bewirteten uns auch die Weingüter Strehn, Hans Igler und J&M Reuman mit ihren Variationen des Blaufränkisch. So langsam wurde uns nun die Zeit knapp. Schließlich schlossen um 18:00 Uhr die Winzer und so mussten die letzten 5 Weinbauern in etwas Eile erledigt werden, knapp 3 km zu laufen war ja auch noch. Kurz vor Schluss lief uns dann auch noch Christians Vater über den Weg, den wir natürlich auch nicht so stehen lassen konnten. Und um hier niemanden zu benachteiligen noch die letzten 5 Weingüter beim Namen genannt: Gerhard Kirnbauer, Maria & Johann Hofstädter, Christian Kirnbauer, Grenzlandhof Reumann und zum Schluss, noch der Rudolf Dorner. Dann noch etwa 150 m joggen bis zum Bahnhof in Deutschkreutz, wo vor 13h11min unsere Reise begann. Was für eine unglaubliche Runde.

Was bleibt von so einem Ausflug, außer 2 Kater (Muskelkater, und naja, der andere halt)? Viele Rückmeldung die mit Sätzen wie: „Also ich könnte das ja net, des mit dem Laufen…“ beginnen. Die gabs meisten bei den Verkostungen. Und mindestens ebenso viele die anfingen mit: „Laufen, kein Problem. Aber der ganze Wein…“. Die kamen meist von meinen Laufkumpanen aus dem Internet.
Um das ganze in einen Satz zu verpacken: Läufer saufen nicht und Säufer laufen nicht.
Wir scheinen da eine ganz kleine Schnittmenge zu bilden. Und wer weiß. Vielleicht finden sich noch ein paar, wenn es nächstes Jahr wieder heißt:

Auf zum #bfUltra

Ein besonderer Dank geht natürlich noch an meine beiden Mitläufer ohne die der Tag sicher nicht so lustig gewesen wäre. Christian, der sich die Mühe gemacht hat wirklich alles bis ins kleinste Detail zu organisieren und der auch mein Unterkunftsgeber war. Und natürlich auch herzlichen Dank an Johannes, dessen Familie uns dann noch zum Abendessen eingeladen hat. Inkl. Zielbier 😀

Hier sind noch ein paar Impressionen (Mit Fotos von jedem Winzer außer vom aufgelassenen Weingut Reinfeld)

#bfUltra

Und hier noch die läuferischen Daten:

2 Kommentare

  1. […] Ich denke da an Schluppenchris und seinen SCHLEMM – der so besonders bekloppt ist, dass er diese Idee mit anderen Teilen will. Oder an TriathlonDog aus Linz, der als Hobby gerne 50x und mehr im Jahr auf seinen Hausberg läuft. Ich denke an Birger, der mit #Bike2ZUT dieses Jahr etwas umgesetzt hat, was mir auch schon in den Fingern gejuckt hat. Ich denke an den Schwarzfuchs der mit seinem „Adventure Dahoam“ seine sportlichen Träume mit erstklassigen Reportagen versieht und miterlebbar macht. Ich denke an Geordi, der Alkoholkonsum und Ultra-Laufen in einer wunderbaren Symbiose vereinte. […]

  2. […] Blaufränkisch Ultra #bfultra […]

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